Lieber Kai Hankeln,
unser Gesundheitswesen braucht die Expertise von Fachleuten mehr denn je.
Neben der Beratung für neue Strukturen und Prozesse in allen Gesundheitseinrichtungen ist ein besonderer Fokus auf den HR-Bereich zu legen. Insbesondere der Mangel an Pflegefachkräften ist heute schon ein riesiges Problem und es wird sich in den nächsten Jahren eklatant verschärfen. Durch die demografische Entwicklung wird der Bedarf an Pflegekräften spätestens mit dem Eintritt der Baby-BoomerGeneration in den Ruhestand zu einem kaum noch lösbaren Problem für die Existenz von Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern, aber vor allem auch für die zunehmende Zahl pflegebedürftiger Menschen.
Diese Problematik ist der Politik seit Jahren bekannt und hat zu hilflosen, vielleicht gut gemeinten (?) neuen Gesetzen geführt. Unser Bundesgesundheitsminister hat Gesetze zur Mindestbesetzung erlassen (PpUVG) und Methoden zur Erfassung des Personalbedarfs auf den Weg gebracht (PPR 2.0). Die Ausbildung in der Pflege wurde zu einer generalistischen Ausbildung verändert, die allerdings ihr Ziel, nämlich mehr Auszubildende zu generieren nicht nur nicht erreicht, sondern weit verfehlt hat. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge sank um 7% (Statistisches Bundesamt). Alle diese Maßnahmen haben aber die Zahl der Pflegekräfte, insbesondere in der Altenpflege, nicht gesteigert.
Aktuell hat das Statistische Bundesamt im Januar diesesJahres berechnet, dass sich die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen in unserem Land bis 2054 verdoppeln (!) wird und gleichzeitig der Fehlbestand an Pflegekräften auf 300-600 Tausend steigen wird.
Jetzt helfen keine kleinen Pflasterchen in der Gesundheitspolitik mehr, jetzt muss massiv gehandelt werden.
Die Phantasie, die Pflege durch Roboter abzudecken, hat wohl inzwischen niemand mehr. Pflege ist etwas Persönliches und hat etwas mit Zuwendung und Körperlichkeit zu tun.
Aus meiner Sicht hilft jetzt nur noch eine verstärkte Akquise kompetenter und gut ausgebildeter Pflegekräfte aus dem Ausland, aus Ländern in denen mehr Pflegekräfte ausgebildet werden, als dort benötigt werden. In vielen Kliniken hat man bereits damit begonnen und große Erfolge erzielt. In den Alten- und Pflegeeinrichtungen, in der ambulanten Pflege und den Rehakliniken war man bisher eher zurückhaltend, denn die Kosten für die Auslandsakquise sind hoch und die damit verbundene Bürokratie geradezu unfassbar.
Der Präsident des #bpa (Bundesverband der Anbieter SozialerDienste e.V.) #Bernd Meurer hat es kürzlich so formuliert: „Pflegekräfte ächzen unter einer immer weiter zunehmenden Arbeitsverdichtung und die Politik schickt tausende gut ausgebildete Kräfte monatelang auf die Ersatzbank, bis auch die letzte Behörde ihren Stempel auf ein Zeugnis gemacht hat“. Er fordert zurecht die „Kompetenzvermutung“ für ausländische Pflegekräfte.
Ich habe in den letzten 7 Jahren mit meinen Kollegen mehr als 3000 ausländische Pflegekräfte angeworben und integriert und gehe mit ihm völlig konform. Die Einrichtungen brauchen hier eine gute Beratung, um unter den vielen Anbietern der Auslandsakquise die richtigen auszuwählen und zügig zu Ergebnissen zu kommen. Es bleibt keine Zeit mehr!
Thomas Krakau